Sonntag, 26. Februar 2017

Frauenarbeit im 14. Jahrhundert - Gab es da mehr?

Liebe Freunde der IG MiM und der Minuskel, dies wird ein Kurzblogeintrag. Nicht, weil es zu dem Thema wenig geben würde. Nein, weil wir anregen wollen. Anregen zur Weiterbeschäftigung mit dem wenig beachteten Thema:

Frauenarbeit im Mittelalter - Was gab es nachweislich?

Mal Hand aufs Herz? Was machen die meisten Frauen im Lager? Kochen, Sticken, Nähen, usw. Typische "Frauenarbeiten", wie man meist im Bezug auf das Mittelalter denkt.
Aber was ist überliefert?

Den Überlegungen liegen zwei Bücher zugrunde(siehe unten). Zu wenig für gute Quellenarbeit, zu wenig für eine umfassende Aufarbeitung. Aber genug um einen ersten Einblick zu liefern.

Aber genug der einleitenden Worte:

In Trier führt eine Vermögenssteuerliste von 1363/64 folgende Frauenberufe auf ( folgende Liste nur als Teilauszug, insgesamt sind 130 verschiedene Berufe gelistet, davon ca. 20-25& Frauenberufe):
-Wollkämmerin
-Schleierdruckerse
-Schleierwesherse
-Raidspennerse
-Schleierwirkerse
-Wollwäscherin
-Wappenstickerin
-Wesherse

Wer jetzt denkt: Jaaa, das bestätigt doch nur die "typischen" Frauentätigkeiten; der warte ab:

-Faßbinderin
-Schwefelerse

Wir erkennen hier also in einem kurzen Extrakt, dass zwar überwiegend in häuslicher Arbeit auszuführende Berufe gelistet sind, allerdings definitiv auch Handwerksberufe, die in entsprechenden Betrieben ausgeübt werden.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts finden sich in Hamburger Testamenten auch Hinweise auf Berufe von Frauen:

-3 Kauffrauen
-3 Brauerinnen
(weitere Frauen werden nur im Zusammenhang mit dem Beruf des Mannes genannt und können nicht eindeutig als arbeitend gewertet werden).

Die Hamburger Stadtverordnungen führen zudem Unterscheidungen auf, in von Frauen selbst erworbene Güter, die sie auch ohne Vormund wieder veräußern durften, uns nicht selbst erworbene Güter.

Interessant bleibt auch der Vergleich der Schuldner und Gläubiger in den Testamenten:
Also Schuldner finden sich auf eine Frau 13,8 Männer. Bei den Gläubigern kommt eine Frau auf 2,6 Männer. Und gerade bei höheren Summen liegt dieses Verhältnis bei nahezu 1:1.
Frauen waren also maßgeblich auch im Kreditgeschäft tätig.

Diesen kurzen Abriss zu schreiben hat 20 Minuten gekostet. Was ließe sich alles finden, wenn man mal ordentlich recherchiert, Bücher und Steuerlisten wälzt und alles listet? Ich bin überzeugt sehr viel.

Dennoch soll dieser Artikel nicht dazu verleiten, jedes Gewerk im Mittelalter für Mann und Frau gleichermaßen anzusetzen, aber es gibt, wenn man nur mal danach sucht, genügend andere Betätigungsfelder. Und wer weiß? Vielleicht haben wir ja bald eine Norddeutsche Bierbrauerin oder eine Westdeutsche Faßbinderin? Ich fände es toll.

2000 Jahre Trier - Trier im Mittelalter (Anton Haverkamp)
Frauenarbeit in Haus, Handel und Gewerbe - Ihr Beitrag zur Hamburger Stadtwirtschaft im 14. Jahrhundert (Renate Dürr)

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