Dienstag, 23. Juli 2013

Archäologie unter dem Straßenpflaster

Beiträge zur ur- und frügeschichte Mecklenburg-Vorpommers Band 39

Da sich in unserem Umfeld viele Handwerker tummeln heute mal eine Buchbesprechung, die bei jedem Handwerker, aber auch bei jedem, dessen Gewerk die Forschung ist, sicherlich die Bücherwunschliste wachsen lässt (wenn ihr das Buch nicht schon habt).

Der Titel steht ja bereits oben. "Archäologie unter dem Straßenpflaster", schon der Titel klang gut, als ich das Buch gekauft habe.
Auf über 500 Seiten mit insgesamt 726 Abbildungen wird jeder fündig, Holz, Ton, Leder, Metall, Stoff.....alles drin. In 98 Artikeln bekommt man Einblicke in nahezu jeden Aspekt des spätmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Alltagslebens in Mecklenburg-Vorpommern.

Einige Seiten mit Massen an Quellenangaben runden das Thema ab. Wer also in den Kurzartikeln(teilweise nur 1-2 Seiten lang) fündig wird kann sich mit diesen Angaben tiefer in die Materie einlesen. Hierzu empfehle ich dann die Fernleihe;)

Und das Beste zum Schluss: Als ich das Buch gekauft habe hat es noch irgendwas um die 30-40 € neu gekostet.
Laut Internetseite des Landesamtes ist es auf unglaubliche 10 € reduziert:

Inhaltsliste mit Bestellformular

Da heißt es wohl zugreifen;)

Repost vom "Irish Examiner": Einzigartiger Fund eines Pferdegeschirrs auf Cork

Das Ledergeschirr stammt aus dem 13. bis 14ten Jahrhundert und war als Brustgurt am Sattel des Pferdes befestigt. Der Gurt ist mit vergoldeten Schilden aus einer Kupfer-Legierung bedeckt, die mit heraldische Symbole verziert sind. Die Wappenschilde zeigen unter anderem Symbole eines Löwen auf seinen Hinterbeinen.
Es kann zu einem mittelalterlichen Ritter gehört haben und ist das einzige intakte Fundstück, das jemals in Großbritannien oder Irland gefunden wurde.
Die Fundstelle befindet sich rund um das Schloss bei Caherduggan, in der Nähe Doneraile auf der Insel Cork
Die Grabung wurden durch archäologische Berater des Cork County Council in Auftrag gegeben.
Die Ausgrabungen wurden in 2011 und 2012 als Teil eines Projekts, um eine Biegung auf der Haupt-Mallow-Doneraile Straße zu entfernen, abgeschlossen.

Archäologe Damian Shields sagten, sie hätten im Rahmen der Grabung eine Reihe von äußerst interessanten Funden gemacht, die Wichtigsten davon aus einer mittelalterlichen Wasserquelle.
Unter den Gegenständen, die gefunden wurden, waren ein Knochen-Würfel für Spiele, ein mittelalterlicher Frauenschuh, und einer der Wichtigsten Funde: Das komplette 13./14 Leder Pferdegeschirr, welches als peytrel bekannt ist.
Die Post-Ausgrabungs-Analyse ergab, das es das einzige intakte Beispiel eines solchen peytrels ist, das  jemals in Großbritannien oder Irland gefunden wurde. Es kann zu einem mittelalterlichen Ritter oder einem seiner Gefolgsleute gehört haben. Dieser Fund hat eine hohe Bedeutung für die Archäologie in ganz Irland "

Die Archäologen haben den Wappenarchiev gebeten zu versuchen zu ermitteln, um welches Familienwappen es sich handeln könntet. Die Burg gehörte zu verschiedenen Zeiten zu den Barry, Roche und Grove Familien.

Die Ausgrabungen wurden auf einer äußeren Graben des Schlosses und das Wassergrabens durchgeführt. Der Nachweis einer ziemlich großen, prähistorischen Siedlung wurde auch gefunden, darunter ein Marktplatz an einem Scheideweg und eine Festung.
Die Artefakte wurden dem Nationalen Museum geschickt.

Den Orinalartikel von Donal Hickey: Link zum Artikel

Sonntag, 21. Juli 2013

Deutschland schwitzt

und ich mache mir Gedanken darüber, wie es wohl um 1340 mit den Temperaturen war


Wir schreiben das Jahr 1340. Noch ahnt die Bevölkerung nichts von der Pest, aber laut Klimaforschern und Vulkanologen brachten mitunter "Großereignisse" wie der Ausbruch eines Vulkans 1258 und 3 weiterer Vulkanausbrüche in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Ende der bis dahin andauernden Wärmeperiode.

Es soll also kälter gewesen sein im Jahre 1340. Nun gut. Erfrischender Gedanke. Aber was brachte diese "kleine Eiszeit", wie die folgende Periode genannt wird, noch so mit sich?
Wikipedia sagt: Missernten, Überschwemmungen an den Küsten, ja sogar von einem Jahr ganz ohne Sommer ist die Rede (wer jetzt an Game of Thrones denkt ist ein Nerd ;) )
(Und zu eurer Beruhigung, ja, der Autor ist sich vollkommen bewusst, dass Wikipedia keine Quelle ist, allerdings ist meine Quellenlage zur Klimaforschung der vergangenen 1000 Jahre eher..... dünn.... und so muss für diesen kleinen Text mal Wikipedia herhalten^^)

Wenn man dem allen Glauben schenken darf: Hungersnöte und Sturmfluten, die angeblich mehr Opfer kosteten als die Pest in der Folge, na dann schwitzen wir doch lieber weiter.

Und wenn wieder mehr Elan da ist verspreche ich euch schon mal andere Artikel als solch sinnloses Geschreibsel, nur weil mir zu warm ist um ins Bett zu gehen, mir aber auch zu warm ist um was anständiges zu schreiben.


Freitag, 19. Juli 2013

Vorbildliche Zusammenarbeit

Archäologie, die nicht alleine "kämpft"

In meinem gestrigen Blog-Eintrag habe ich ja  mein neu gewonnenes, tieferes Verständnis für die Archäologie ausgeführt. Heute wurde ich ÄUßERST positiv überrascht.

Damit ihr von Anfang an wisst, wovon ich rede hier der Link (leider nur für Facebook Nutzer, es gibt scheinbar keine andere Seite die laufend aktualisiert wird):
Projekt Kaufhauskanal

Das Projekt Kaufhauskanal ist eine große Ausgrabungsstätte in Hamburg. Dort wird gerade ein komplettes Areal mit vielen mittelalterlichen Befunden und Funden ergraben.
Und nun, was soll ich sagen? Aus Darstellersicht und aus Sicht eines jeden Archäologieinteressierten ist die Zusammenarbeit wirklich vorbildlich.

Regelmäßig werden in Facebook neue Funde gepostet, teilweise gerade wenn sie aus der Erde kommen. Oft findet sich die Info dabei, um was es sich handelt, aber immer wieder steht auch nur eine Vermutung unter dem Bild mit der offenen Frage nach Hilfe bei der Bestimmung. Wie gut dies funktioniert habe ich dieser Tage miterlebt. Zusammen mit 2 weiteren, mir auch persönlich bekannten Darstellern, haben wir dieses Objekt ( ich hoffe auch Nutzer ohne Facebook können das Bild sehen):

Werkzeug?? *  (<--So die Vermutung der Archäologen)

anhand von Vergleichsfunden als Kerzenhalter/Kienspanhalter identifiziert.

Und was ist passiert? Heute steht dieses Bild online mit einem Dank der Macher der Facebookseite an alle, die mitgeholfen haben/mithelfen:


Kerzenhalter *

Inklusive Hinweis aus welchem Buch die Seite stammt.

Besser kann es nicht laufen und ich wette, dass es bei vielen Objekten helfen würde, wenn Darsteller, die ja regelmäßig solche Gegenstände nutzen und teilweise auch erst ausprobieren, wie ein Objekt verwendet werden kann (bzw. oftmals Thesen der Archäologen erst testen) bei der Bestimmung helfen.

Diese offene, neue Archäologie hilft sicher beiden Seiten und bringt das Interesse an Ausgrabungen und die Aufmerksamkeit für ein solches Projekt weiter.

Wenn ihr bei Facebook seid: Klickt euch rein und "Liked" das Projekt Kaufhauskanal, helft mit bei Bestimmungen und seht laufend neue Funde.

* Quelle der Bilder: https://www.facebook.com/ProjektKaufhauskanal?fref=ts


Donnerstag, 18. Juli 2013

Der arme Archäologe

Der arme Archäologe

...in ca 1000 Jahren. Den Gedanken hatte sicher schon so mancher Darsteller. Alleine schon wegen der ganzen Repliken, die eine Datierung von Fundgut, wenn mal einer unsere Häuser ausbuddelt, schier unmöglich macht.

Aber mal ein anderer Gedanke:
Wir Darsteller verdrehen oft die Augen, wenn ein Archäologe ein Fundstück falsch interpretiert, weil er z.B. kein Handwerker ist und keine Ahnung hat wofür Werkzeug XY war. Oder weil er Vergleichsfunde aus aller Welt nicht immer auswendig kennen kann. Das ist eine Tatsache.

ABER: Habt ihr schon mal im Garten gegraben und dabei erstaunlichstes zu Tage gefördert? Erstaunlichstes aus den letzten 60 Jahren? Mein Haus ist Baujahr Ende der 50er Jahre und wir haben innerhalb von fast 2 Jahren mittlerweile viel Erde im Garten bewegt. Die Dinge, die ich dabei schon gefunden habe.....mein Garten steht auf einer Müllkippe. Oder auf dem El Dorado der künftigen Archäologen.
Manches kann ich bestimmen, anderes stellt mich vor Rätsel.....und das nach so kurzer Zeit.

Da war zum Beispiel heute ein quadratisches flexibles Plastikteil, ca. 3 auf 3 cm, mit einer Art Lasche an einer Seite, doppelwandig, evtl. früher mal mit irgendwas gefüllt. Puh, keine Ahnung was das mal war. Jetzt ist es Müll. In 1000 Jahren steht es vielleicht in einer Vitrine.

Keine Aufschriften, keine Hinweise was es mal war. Und wenn wir jetzt schon nicht mehr erahnen können, was wir aus den letzten 60 Jahren an Resten ausgraben, woher soll dann der Archäologe immer wissen, was er da ausgegraben hat. Bei Dingen, die schon 1000 Jahre alt sind und die er noch nie benutzt hat?

Interessant, wie Gartenarbeit zu einem tieferen Verständnis für die Archäologie führen kann. Und zu dem Gedanken alles, was ich bestimmen kann mit einer Tontafel in bildlicher Schrift zu versehen, denn Tontafeln können auch 3000 Jahre überdauern und die haben dann was zum lesen....und wissen was sie da gefunden haben.

Dienstag, 16. Juli 2013

Büchertipp !

Heute ist mir dieser Büchertipp untergekommen, den ich den Minuskellesern nicht vorenthalten möchte:
Safina Revealed: A Compendium of Persian Literature in 14th Century Tabriz

Die Safina ist eine sehr gut erhaltene Handschrift aus dem 14. Jahrhundert aus Tabriz in Persien. Damals ein Zentrum für Lernen und kulturelle Aktivitäten.
Sie enthält 209 Werke in Persisch und Arabisch. Die Texte im Kompendium zeigen den Kanon des Lernens für einen gelehrten Mann anhand von Briefen in der islamischen Welt.
Inhaltlich deckt die Safina prophetischen Traditionen, Ethik, Mystik, Rechtswissenschaft, Theologie, Exegese, Geschichte, Grammatik, Literatur und -kritik, Philosophie, Astronomie und Astrologie, Geomantie, Mineralogie, Mathematik, Medizin, Musik, Kosmographie und Geographie ab.
Safina Revealed enthält vierzehn Artikel - jeder dreht sich um ein bestimmtes Thema und erklärt, seine Bedeutung in der kulturellen und literarischen Welt des 14. Jahrhunderts in der islamischen Welt.

Safina Revealed bei Amazon

Montag, 15. Juli 2013

Rätselhafte Gegenstände bei Grabung in Frauenstraße entdeckt

Hier ein Repost eines interessanten Fundkomplexes aus dem Raum Schwaben/Bayern. Ein Link zum Originalartikel findet sich am Ende des Postings.

Rätselhafte Gegenstände bei Grabung in Frauenstraße entdeckt.
Reizvolle bis rätselhafte Gegenstände sind bei der Grabung Ecke Frauenstraße/Radgasse gefunden worden. Die größte Überraschung aber waren zwei Häuser, die im 13. Jahrhundert außerhalb der Stadt lagen. Autor: HENNING PETERSHAGEN |

Seit dreieinhalb Monaten bietet das Grundstück Frauenstraße 34 einen abenteuerlichen Anblick. Archäologen haben dort ein Gewirr von Gewölben und Mauern freigelegt, um die Bau- und Siedlungsgeschichte des Areals zu dokumentieren, bevor dort ein Wohn- und Geschäftsgebäude entsteht.
Nach dem Ende der Aktion haben Jonathan Scheschkewitz, Referent für Mittelalterarchäologie beim Landesamt für Denkmalpflege, und der örtliche Ausgräber Hans Lang Bilanz gezogen. Dabei präsentierten sie eine Reihe bemerkenswerter Funde: Bis auf ein kleines Loch komplett erhalten ist ein Topf aus dem 14. Jahrhundert - eine Seltenheit, wie Scheschkewitz anmerkte. Von gehobener Wohnkultur zeugen die Scherben eines schillernden gläsernen Noppenbechers aus dem 15. Jahrhundert.
Besonders reizvoll ist der steinerne Kopf einer Kruseler Puppe. Der Name rührt von ihrer voluminösen Kopfbedeckung her, einer mit Rüschen besetzten Haube, die im 14./15. Jahrhundert wohlhabende Damen zierte. Ausgesprochen mysteriös ist hingegen ein gebranntes Tonstück mit sechs Kanten, auf dessen Seiten hausähnliche Muster eingraviert sind.

Neben sonstigen Kleinfunden sind vor allem Ofenkacheln aus verschiedenen Jahrhunderten entdeckt worden. Die ältesten sind Becherkacheln aus dem 13. Jahrhundert - und das ist die eigentliche Überraschung: Sie zeigen, dass die beiden ältesten Keller, die in der Grabungsfläche nachgewiesen wurden, zu urbanen Gebäuden gehörten, die aber außerhalb der Stadt lagen. Deren Grenze(7), S. 196] ist damals im Norden und Westen auf der Linie Hafengasse-Grünhofgasse verlaufen.
Die Häuser lagen fast parallel, eines an der Frauenstraße, das andere östlich davon, in der heutigen Radgasse. Die Frauenstraße, die damals noch Weberstraße hieß, war eine wichtige Ausfallstraße. Das könnte laut Scheschkewitz erklären, warum dort Häuser städtischen Zuschnitts standen, während ein paar Meter weiter östlich eine ländliche Besiedelung nachgewiesen wurde.
Diese Gebäude fielen noch im 13. Jahrhundert einem Brand zum Opfer, dessen Spuren sich in den beiden Kellern deutlich abzeichnen. In der Ecke des einen hat ein großer Topf überdauert, wenn auch zerscherbt. Die Häuser wurden nicht wieder aufgebaut, sondern ihre Keller verfüllt. Vermutlich wurden sie Anfang des 14. Jahrhunderts im Zuge der großen Stadterweiterung mit einer gut einen halben Meter dicken Planierschicht überzogen, die auch an anderen Stellen des damaligen Erweiterungsgebietes nachgewiesen ist.
Dann wurde das Grundstück vermutlich gewerblich genutzt. Zahlreiche Schlacke-Reste deuten auf Eisenverarbeitung hin. Mehrfach änderte sich die Bebauung. Der Vogelschauplan von 1597 zeigt an dieser Stelle drei Gebäude. Die sind wohl kurz darauf einem stattlichen Patrizierhaus gewichen, das dreieinhalb Jahrhunderte lang die Ecke Frauenstraße/Radgasse beherrscht hat. Es fiel 1944 den Bomben zum Opfer. Der an der Frauenstraße gelegene Teil seines Kellers, der von den Grabungen ausgenommen war, wird in das neue Gebäude integriert.



http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Raetselhafte-Gegenstaende-bei-Grabung-in-Frauenstrasse-entdeckt;art4329,2108055